"Hallo Herr Nießen, (...)

Ich konnte in Ihrem Buch nichts zum Thema Dateisysteme finden. Ist es empfehlenswert direkt das gesamte System unter ZFS zu installieren, oder lieber den klassischen Weg mit UFS2 zu gehen?

Braucht man bei der täglichen Arbeit mit der Server überhaubt die Features von ZFS für einen Web- und Datenbankserver? Unter ZFS muss man ja noch ein paar Optimierungen vornehmen (interessanter Arktiel in der aktuellen Ausgabe des FreeBSD Magazins http://bsdmag.org/magazine/1809-tuning-zfs-on-freebsd). (...)"

Eine Faustregel

Die Wahl des Dateisystems hängt stark von der Art der Nutzung des Servers ab, wobei Sie hier sicherlich andere Meinungen als meine finden werden, da ein Stück weit auch der Glaube bzw. Erfahrungswerte eine Rolle spielen. Ich möchte Ihnen daher keine klare Empfehlung aussprechen, sondern eher beschreiben, was aus meiner Sicht die Hauptvorteile des jeweiligen Systems sind, und wie ich den Einsatz bisher entschieden habe.

ZFS

Vorteile

  • Schnell (wenn richtig abgestimmt)
  • Hohe Ausfallsicherheit im RAID
  • Bestens geeignet für grosse Datenmengen (Petabyte)
  • Sehr flexibel auch zur Laufzeit. Neue "Partitionen" können zur Laufzeit definiert werden, mit oder ohne Kompression, unterschiedlich grosse Blockgrössen etc.

Nachteile

  • Jede neue Version von FreeBSD bringt ein Update von ZFS mit sich. Folgt man diesem (händisches Upgrade erforderlich) Pfad, kommt es in der Regel zu Inkompatibilitäten mit alten Systemen. Sollten Sie also bspw. auf ein Rettungssystem eines Providers vertrauen, wird mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit das Dateisystem dessen nicht auf die neueste Version gebracht oder hängt zumindest hinterher. Es ist nicht möglich mit einem System, das ZFS v13 bspw. hat, auf eine Partition mit ZFS v17 zuzugreifen. Umgekehrt ist es jedoch möglich.
  • ZFS ist sehr ressourcenhungrig für ein Dateisystem. Ein System mit unter 4 GB RAM würde ich nicht mit ZFS ausstatten, nur dann wenn Performance eine untergeordnete Rolle spielt.
  • Höherer Pflegeaufwand

UFS2

Vorteile

  • Bestens bewährt, da seit vielen Jahren der Standard in FreeBSD
  • Hat in FreeBSD 9 weitere wichtige Funktionen dazu bekommen (Journaling)
  • Sehr schnell
  • Pflegeleicht, da viele Tools dafür bereits existieren

Nachteile

  • Nicht so unanfällig bei Stromausfall bspw.
  • Weniger aktiv in der Weiterentwicklung, dafür jedoch untereinander kompatibel

Fazit

Als grobe Richtlinie möchte ich Ihnen folgende Faustregel an die Hand geben:

  • Reden wir von grossen Datenmengen (> 1 TB) und ist das System ausreichend ausgestattet (RAM min. 4 GB meines Erachtens), würde ich auf ZFS setzen, sofern die Datensicherheit (RAID) eine grosse Rolle spielt.
  • Handelt es sich um einen "normalen" Webserver, oder ist das System nicht so performant bzw. werden Ressourcen anderweitig benötigt, oder benötigt man Zugriff über ein Rettungssystem, so würde ich auf UFS / UFS2 setzen.